Stall
Die Unterbringung ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, hinsichtlich physiologischer Gesundheit (körperliche Gesundheit) und psychiologischer Gesundheit (im Sinne von arttypischen Verhaltensweisen / Sozialverhalten), nicht nur für die Entwicklung junger Meerschweinchen, sondern für Tiere jeden Alters.
Unsere Gehege sind auf die Bedürfnisse der Meerschweinchen ausgelegt; neben optimierten Laufwegen, gibt es viel Platz zum Toben und viele Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten. In Anlehnung an die neuesten Studien hinsichtlich Meerschweinchen Präferenzen, nutzen wir neben den Brücken und Unterständen ausschließlich Häuser mit zwei Ein- bzw. Ausgängen oder Häuser bei denen eine Seite komplett offen ist.
Zwar ist der Aufbau der Gehege zum Reinigen und Überblick über die Tiere behalten aufwändig, aber dafür bieten sie das größt mögliche Wohlfühlambiente. Mit dem Platzangebot das jedes Tier bei uns zur Verfügung hat liegen wir weit oberhalb der Vorgaben des Tierschutzes. Es ist uns außerordentlich wichtig, dass unsere Tiere bei uns einen Lebensraum zur Verfügung haben, der sie in ihrer natürlichen Lebensweise unterstützt.
Unsere Zuchtböcke leben in Bockgruppen (nicht in einem Bockschrank). In der gemischten Gruppe leben neben Zuchtböcken auch männliche Jungtiere, Frühkastrate und Kastrate die ihre Kastrationsfrist noch absitzen. Wir haben uns bewusst für diese Haltungsform entschieden. Zwar ist eine Bockgruppe sehr viel konfliktgefährdeter und anspruchsvoller, aber für uns dennoch die erste Wahl. Das "Bockgehege" (Innenhaltung) hat eine Grundfläche (Bodenfläche) von 4,5qm, mit einer 2,5m Rennstrecke. Bei Bedarf ist das Gehege ganz einfach in 5 Bereiche unterteilbar. Besonderen Wert haben wir bei der Einrichtung in diesem Gehege auf Sichtschutz und mehrere Fress- und Trinkbereiche gelegt. Das Gehege hat direktes Tageslicht und zusätzlich UV Beleuchtung für die dunkle Winterzeit. In den Sommermonaten sind die Fenster mit Fliegenschutz durchgängig geöffnet. Das Gehege verfügt über ein Thermometer.
Seit 2022 haben wir einen Bockgruppen Außenbereich. Die gemischte Gruppe aus Zuchtböcken, männlichen Jungtieren, Frühkastraten und Kastraten die ihre Kastrationsfrist noch absitzen, dürfen den Garten genießen. Wir haben ihnen ein schönes, weitläufiges und sicheres Fleckchen bei den Obstbäumen zurecht gemacht. Gerade die Absicherung gegen Marder, Füchse und auch Greifvögel war recht aufwändig. Es hat sich aber gelohnt - die Tiere fühlen sich im "Gartengehege" über Stock und Stein, sichtlich wohl. Sie legen hier deutlich mehr Strecke pro Tag zurück als im Innengehege und der Höhenunterschied im Garten zeigt sichtlich einen Trainingseffekt. Als Schutz vor Sonne und Regenschauern haben wir einige Höhlen und Unterschlüpfe gebastelt. Für noch etwas zusätzlichen Schatten haben wir noch für zusätzliche Begrünung gesorgt – gerade junge Pflänzchen des heimischen Haselnuss Strauchs, den es hier im Süd-Schwarzwald zu Hauf gibt, sind dafür mit ihrem großen dichten Blattwerk toll und sie schmecken den Schweinchen zudem auch noch sehr gut. Das Gartengehege verfügt über genug Platz und Sichtschutz, damit die Testosteron geladenen Zuchtböcke sich auch aus dem Weg gehen können. Als Wasserstelle dient ein aus einem Findling erstelltes Becken. Im Juni 2023 haben wir die Outdoor Fläche für die Tiere noch einmal vergrößert - die Tiere haben nun neben dem geschützten Bereich auch einen Bereich den Sie unter Aufsicht genießen können. In Summe haben die Tiere hier rund 260qm zur Verfügung. Neben dem Meerschweinchen Bereich entstand in 2023 auch noch ein großes Insektenhotel.
Im "Wintergartengehege" ist unsere große gemischte Haremsgruppe, hier leben neben den weiblichen Meerschweinchen aller Altersgruppen, auch männliche Jungtiere bis kurz vor dem Erreichen der Geschlechtsreife, Frühkastrate und Kastrate. Das Gehege hat eine Grundfläche (Bodenfläche) von 8,25qm, mit einer Rennstrecke von 3,4m. Bei Bedarf ist das Gehege ganz einfach in bis zu 4 Bereiche unterteilbar. Das Gehege hat von 3 Seiten direktes Tageslicht und eine UV Beleuchtung für die dunkle Winterzeit. In den Sommermonaten sind die Fenster mit Fliegenschutz durchgängig geöffnet. Das Gehege bietet eine Vielzahl größerer Verstecke die auch zum Ausruhen während der Trächtigkeit und für Geburt und Aufzucht geeignet sind. Das größte Haus misst 60cm x 40cm. Alle Durchgänge sind breit genug, dass auch die dicken Babybäuche noch gut durch passen 😉
Die durch die Tiere bisher kaum genutzte Etage im Wintergartengehege haben wir zur "Penthouse Suite" umgebaut; 8mm Plexiglasscheibe als Absturzschutz über die volle Länge, Heuraufe über die volle Breite und aufgrund der erhöhten Lage und geringerer Luftzirkulation zudem ein fest montiertes Thermometer. Meerschweinchen haben eine andere Wohlfühltemperatur als wir Menschen. Im Gegensatz zu uns, tun sie sich mit Temperaturen ab 20°C bereits schwer. Im Sommer besteht höchste Gefahr für Überhitzung und Kreislaufkollaps. Daher ist höchste Vorsicht geboten. In den heißen Sommermonaten steht das Penthouse daher i.d.R. leer.
Das besondere Highlight der Penthouse Ebene: Bis zu 5 Nistkastenkameras gewähren uns tolle Einblicke und haben auch bereits ganz tolle Geburtsvideos aufgezeichnet (siehe YouTube Kanal).
Das in 2021 neu hinzugekommene Outdoor Balkongehege wurde in 2022 nochmal weiter ausgebaut und reicht jetzt über eine Länge von 7m. Die Grundfläche (Bodenfläche) beträgt damit momentan etwa 8,4qm. Wir nutzen das Balkongehege ganz flexibel. Hier leben zum Teil Abgabetiere, also Kastrate und Frühkastrate, vereinzelt auch mal Reservezuchtböcke oder auch Tiere in Verpaarung, die dann schon Jungtiere in diesem Gehege zur Welt gebracht und aufgezogen haben. Das tolle an diesem ganzjährigen Außengehege ist, dass diese Tiere eben ganzjährig auch in Zuhause mit Außenhaltung umziehen können.
Das Balkongehege verfügt über ein frostfreies Schutzhaus. Das Schutzhaus wird in den Wintermonaten mittel Temperatursensor und Regler vollautomatisch, sanft und exakt beheizt. Eine beheizbare Feinsteinzeugfliese vor der Schutzhütte sorgt für frostfreies Wasser und Futter. Das Schutzhaus hat zwei getrennte Kammern mit jeweils zwei separaten Eingängen. Beide Kammern sind mit Nistkastenkameras ausgestattet, damit wir jederzeit von überall aus einen Blick ins Innere werfen können, ohne die Tiere unnötig zu stören. Ein Hygrothermometer gibt Aufschluss über die Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Balkongehege ist durch das Gebäudedach weitestgehend vor Regen geschützt. Zudem bietet es in allen Monaten, zu allen Tageszeiten immer auch Schattenflächen. Der Gehegeuntergrund wurde u.a. mit Dämmplatten ausgekleidet.
Die Inneneinrichtung der Gehege unterliegt, wie man auf den Fotos sehen kann, stetiger Veränderung - neben dem Ersatz von angeknabberten Weidebrücken, gibt es auch immer mal Veränderungen bei den Häusern und deren Position und bspw. Kühlflächen in den warmen Sommermonaten. Zudem haben wir mittlerweile eine große Auswahl an Hängematten und Kuschelhäusern im Einsatz. Für regelmäßige Abwechslung werden beispielsweise auch die Knabberäste immer mal wieder an anderen Stellen angeboten, wir bestücken die Gehege zum Erkunden immer mal wieder mit einzelnen temporären Häusern aus Kartonage und schaffen ganz allgemein Anlässe für die Meerschweinchen Neues zu erkunden. Bei geeignetem Wetter dürfen auch Tiere aus Innenhaltung immer mal wieder unter strenger Aufsicht raus in den Garten.
Hinsichtlich der Einstreu der Gehege haben wir viel ausprobiert und nutzen mittlerweile in unterschiedlichen Bereichen auch unterschiedliche Einstreu. Gestartet waren wir bei Zuchtbeginn mit einer Kombination aus zwei Lagen - unten Standard Sägespänen und darüber eine dünne, locker liegende Strohschicht (Gersten- oder Weizenstroh). Das Pipi geht bei dieser Variante direkt durchs Stroh durch und wird durch die Sägespäne aufgesaugt. Kot Köttel werden durch die Bewegungen des Strohs, wenn die Tiere laufen, ebenfalls eine Ebene nach unten befördert und liegen dann weitestgehend zwischen Sägespänen und Stroh. Die Oberfläche, mit der die Tiere in Kontakt sind, ist somit deutlich sauberer, als bei reiner Sägespäne/Hobelspäne oder reiner Stroh Einstreu. Leider fanden wir diese Variante für die von den Tieren stark frequentierten Bereiche eher unpraktisch, da das Zwischenmisten (also die Entfernung von partiell beanspruchten Stellen) durch das Stroh sehr aufwändig ist.
Für stärker frequentierte Bereiche hatten wir dann überwiegend auf die extrem staubarmen, und saugfähigen Plospan Excellent Hobelspähne XL umgestellt. Mit dem Plospan XL waren wir soweit eigentlich sehr zufrieden und hatten die Hobelspäne dann zeitweise auch in allen Gehegen großflächig im Einsatz. Die Staubentwicklung ist spürbar geringer als mit Sägespänen und das Zwischenmisten ist auch deutlich einfacher. Die Tiere fanden bei der Umstellung das untypische Gefühl beim drüber laufen so lustig, dass sie tagelang durch die Gehege gepopcornt sind.
Als dann unser Balkongehege dazu kam wollten wir für das beheizte Winterschutzhaus, mit kleinem Luftvolumen und geringem Luftaustausch, eine Einstreu ausprobieren, die durch Mikroorganismen die Bildung von Ammoniak aus dem Urin unterbindet – die Allspan Bioaktiv Sägespäne. Gerade für so kleine Schutzhäuser eine feine Sache. Großflächig in den Innengehegen ist uns allerdings auf Dauer die Staubaufwirbelung beim Einstreuen zu groß, gerade in den Wintermonaten, wenn die Fenster neben den Gehegen nicht permanent geöffnet sind.
Wir erproben momentan (Stand Februar 2023) in einigen Bereichen eine sehr fein zerkleinerte Miscanthus Einstreu aus regionaler Erzeugung. Die Einstreu lässt sich super einfach einstreuen, weil sie fürs Verpacken nicht gepresst wurde und damit auch nicht wie bei Sägespäne/Hobelspäne üblich, erst mühsam aufgelockert werden muss. Außerdem ist dieses fein zerkleinerte Material auch weitestgehend staubfrei. Vom Laufgefühl für die Tiere und von der Optik, ist Miscanthus vergleichbar mit fein gehäckseltem Stroh. Ein weiterer ökologischer Aspekt ist, dass die Miscanthus Einstreu vergleichsweise schnell kompostiert werden kann und dabei die Böden nicht versäuert.
Für die Unterschlüpfen des Gartengeheges brauchen wir eine wetterfeste Einstreu. Hier nutzen wir aktuell Kokosstreu (Chips aus Schalen von Kokosnüssen). So wirklich zufrieden sind wir damit aber nicht. Hier werden wir uns auf jeden Fall weiter nach für diese Stelle besser geeigneter Einstreu umsehen.
Vereinzelt kommen bei Bedarf auch mal "GuineaDad" Bambus Fleece Liner als Bodenauflage zum Einsatz. Diese sind äußerst saugstark und antibakteriell. Unsere Transportboxen haben wir ebenfalls mit Fleece Linern "GuineaQueen" ausgestattet, das macht unterwegs einfach nicht so viel Schmutz wie lose rum fliegende Sägespäne. Fleece empfinden die meisten Meerschweinchen als sehr angenehm.